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Physiotherapie hilft bei Migraene

Was tun bei Migräne?

Wie kann die Physiotherapie bei Migräne euch helfen? 

Migräne ist nicht gleich Migräne. Je nach Ursache oder Begleitsymptomen unterscheidet man zum Beispiel Migräne, die hauptsächlich das Gleichgewichtsorgan, das Sehsystem oder den Hirnstamm betrifft. Es gibt unterschiedliche Migräne-Formen mit jeweils unterschiedlichen Symptomen und Begleiterscheinungen.

Bei Migräne mit sogenannter «Aura»…gehen den Kopfschmerzen bestimmte Symptome wie Appetitlosigkeit, Taubheit bestimmter Körperteile, Sehstörungen, oder Probleme mit dem Sprechen voraus. Besonders schwierig wird es, wenn die Migräneerkrankung chronisch ist.

Migräne ist mehr als nur «starke Kopfschmerzen». Es treten übermässig pochende, meist unerträgliche Schmerzen auf, meist auf einer Seite des Kopfes und häufig in Kombination mit verschiedenen Zusatzsymptomen. 

Studien zeigen, dass Physiotherapie die Häufigkeit, Dauer und Intensität von Migräneattacken minimieren kann. Die physiotherapeutische Behandlung sollte jedoch über einen längeren Zeitraum erfolgen, idealerweise in den beschwerdefreien Phasen und nicht während eines Anfalls.

Die Behandlung wird individuell auf den Patienten abgestimmt. Je nach Beschwerden, Begleiterkrankungen sowie Art und Ursache der Migräne werden jeweils unterschiedliche Massnahmen durchgeführt. In allen Fällen spielt aber die Beratung zu adäquater Bewegung, Entspannungstechniken und einem gesunden Lebensstil eine grosse Rolle.

Spannungskopfschmerzen. Nackenverspannungen oder andere Beschwerden der Halswirbelsäule verursachen den sogenannten Spannungs- oder zervikogenen Kopfschmerz. Diese Kopfschmerzen können zusätzlich zu den Migräneanfällen auftreten und gelten auch als Risikofaktor für die Entstehung von Migräne. Kiefergelenkprobleme, wie Zähneknirschen in der Nacht oder ein Schleudertrauma stehen eng damit in Verbindung und können auch Migräne auslösen.

Geeignete Behandlungsmaßnahmen wären zum Beispiel physiotherapeutische Beratung, spezifische Trainingstherapie für die Kopf- und Nackenmuskulatur, Physiotherapie bei Kefergelenksschmerzen, manuelle Techniken oder Massage. 

Schwindel. Wird Migräne begleitet und ausgelöst von positionsabhängigem Schwindel, ist meist das Gleichgewichtsorgan betroffen. Die Physio reduziert hier nachweislich die Häufigkeit der Migräneattacken.

Schlaganfall.  Migräne selbst kann schlaganfallähnliche Symptome wie Muskelspastik auslösen. Nach einem Schlaganfall tritt Migräne auch als Begleiterkrankung sehr häufig auf. Zusätzlich zur neurologischen Physiotherapie wird symptomorientiert behandelt.

Man spricht von chronischer Migräne, wenn Kopfschmerzen an mehr als 15 Tagen pro Monat über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten auftreten. Dabei müssen an acht Tagen die Kriterien einer Migräne erfüllt sein.

Bei episodischer Migräne leiden Betroffene an weniger als 15 Tagen pro Monat an Kopfschmerzen. Die Diagnose «Migräne» kann meist schon alleine auf Basis der Krankengeschichte gestellt werden.

Die Symptomdauer beträgt zwischen vier und 72 Stunden. Hier klagen Betroffene hauptsächlich über starke, oft einseitige Kopfschmerzen, Übelkeit sowie Licht-, Geruchs- und Geräuschempfindlichkeit. Je nach Art der Migräne können auch Schwindel und Sehstörungen auftreten.

Risikofaktoren. Bestimmte Trigger können eine Migräne-Aura auslösen. 

  • gefässerweiternde Medikamente
  • unregelmässige Mahlzeiten
  • starke Wetterumschwünge
  • Schlafmangel
  • Stress
  • starke Licht- oder Geruchsreize hormonelle Einflüsse und Schwankungen, wie Menstruation, hormonelle Verhütungsmittel oder Schwangerschaft
  • bestimmte Nahrungsmittel.

Migräne tritt auch häufig in Kombination mit oder als Folge von bestimmten Krankheiten wie Epilepsie, Schlaganfall oder Morbus Menière auf.

Migräne ist ein komplexes Krankheitsbild mit unterschiedlichen Symptomen und Ursachen. Dementsprechend weitreichend und individuell abgestimmt muss auch die Behandlung erfolgen. Dabei sollen möglichst viele Berufsgruppen gut vernetzt zusammenarbeiten. Einen besonders hohen Stellenwert haben Aufklärung und Beratung.

Multimodale Therapieansätze beinhalten Bewegung, Ernährungsberatung, Verhaltenstherapie, Entspannungstechniken oder Biofeedback-Therapie. Neben der medikamentösen Therapie können zusätzlich auch alternative Heilverfahren, wie Kräuter- oder Duftstoffe Linderung bringen.

Während der Behandlung müssen auch mögliche Begleiterkrankungen wie Depression, Bluthochdruck, Schlafstörungen oder Übergewicht sowie das persönliche Umfeld berücksichtigt werden.

 

Was sind die Ursachen einer Migräne? Wer noch nie Migräne hatte, kann sich kaum vorstellen, wie schmerzhaft und belastend solche Anfälle sein können. Die Ursachen und Abläufe sind noch nicht vollständig erforscht. Genetische Veranlagung scheint aber eine entscheidende Rolle zu spielen. Es kommt nicht selten vor, dass innerhalb einer Familie mehrere Personen betroffen sind. Man weiss, dass eine Stoffwechselstörung bestimmter Hirnzellen auftritt. Dies führt wiederum dazu, dass man sehr sensibel auf innere und äussere Reize reagiert.

Können wir uns mit der Ernährung helfen?

Auch ein «ungesunder» Lebensstil kann die Wahrscheinlichkeit eines Migräne-Anfalls erhöhen. Hier gehört die Ernährung dazu. Migräneanfällige Personen sollten nicht zu viel Schokolade, Rotwein oder künstliche Süssungsmittel wie Aspartam konsumieren. Und gewisse Medikamente, aber auch zu wenig oder zu viel Bewegung gelten ebenfalls als potentielle Migräne-Trigger.

Wo setzt die Physiotherapie an, um zu helfen? Der ganzheitliche Ansatz ist wesentlich. Gemeinsam mit den Patienten werden die auslösenden Faktoren gesucht, um diese zu reduzieren – quasi eine Lebensstilberatung. Zusätzlich gibt es für die Patienten Übungen zur Lockerung von Verspannungen, die man jederzeit zuhause machen kann. Eine weitere Methode ist die manuelle Therapie am Nacken, um die Schmerzen zu lindern. Dazu kommt noch ein Krafttraining zur Steigerung der lokalen Belastbarkeit. Die Erfahrung zeigt auch, dass leichter bis mittlerer Sport drei bis vier Mal pro Woche sehr wirksam ist.

Auch kann das Vestibularorgan, auch Gleichgewichtsorgan genannt, im Innenohr rehabilitiert. Es sorgt dafür, dass wir das Gleichgewicht halten und z.B. gerade gehen können, ohne gleich umzufallen. Ist aber unser Gleichgewichtsorgan gestört, folgt nicht selten ein Schwindelanfall. Gezielte Übungen helfen so das Gleichgewichtsorgan wieder zu stabilisieren. In Fällen, in denen der Schwindel nach einem Migräneanfall anhält oder eine Unsicherheit im Alltag vorliegt, kann ergänzend ein Funktionstraining durchgeführt werden (Gangschule, Bewegungsübergänge etc.).

Längerfristig ist Ziel die Anzahl der Anfälle zu vermindern, die Körperwahrnehmung zu verbessern – um den Patienten zu lehren, sich selbst zu managen bzw. Triggerfaktoren sowie die allgemeine Belastbarkeit zu erkennen und zu akzeptieren.

Bei akuten Anfällen ist körperliche Ruhe zu empfehlen – äussere Reize wie Licht, Geräusche sollten möglichst gemieden werden. Was auch kurzfristig helfen kann, ist die Halsschlagader zu kühlen und einen Kaffee zu trinken. Bei weniger heftig verlaufenden Anfällen kann man mit täglicher Bewegung und Entspannungsübungen (Stressmanagement), gesundem Schlaf sowie gesunder Ernährung viel erreichen.

 

Datum: 17.05.2021